Was ist Inklusive Heilpädagogik?
Der duale Bachelor-Ausbildungsgang Inklusive Heilpädagogik (B.A.) hat das Ziel, die Studierenden für eine lebenswelt- und bedürfnisorientierte Begleitung und Unterstützung von insbesondere als behindert bezeichneten Menschen zu befähigen wie ebenso für eine Mitgestaltung sozialräumlicher, lebensweltweltlicher und sozial- und kommunalpolitischer Kontexte. Maßgeblich ist die Orientierung an einem kritisch-reflexiven, inklusivem und professionellen Selbstverständnis auf der Basis der Disability Studies, den Konzepten der Intersektionalität und Lebensweltorientierung sowie der UN-Behindertenrechtskonvention. Die Studierenden erwerben die Kompetenz zu professionellem, inklusivem heilpädagogischem Handeln auf erziehungs-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Grundlage. Das Studium vermittelt Fach-, Reflexions- und Handlungskompetenzen sowie analytische Fähigkeiten, um Prozesse der Partizipation und Inklusion in heilpädagogischen Arbeitsfeldern anzuregen bzw. zu initiieren und Adressat*innen professionell zu unterstützen, beraten und zu begleiten. Die Studierenden erwerben methodisch-didaktische und diagnostische Kompetenzen der Heilpädagogik, rechtliche Kompetenzen sowie Grundlagen heilpädagogischer Förder- und Unterstützungskonzepte.
Wo kann ich arbeiten, wenn ich Inklusive Heilpädagogik studiert habe?
Der Bachelor-Ausbildungsgang Inklusive Heilpädagogik qualifiziert für die Übernahme beruflicher Tätigkeit in heilpädagogischen Arbeitsfeldern (z.B. Einrichtungen im Rahmen der Eingliederungshilfe). Der Abschluss ermöglicht zudem die Aufnahme eines konsekutiven Masterstudiums. Absolvent*innen des Bachelor-Ausbildungsgangs Inklusive Heilpädagogik können an der Berufsakademie außerdem die staatliche Anerkennung als Heilpädagogin/Heilpädagoge erwerben (vorbehaltlich der Akkreditierung und Genehmigung durch das zuständige Ministerium). Staatlich anerkannte Heilpädagog*innen können nach dem Niedersächsisches Gesetz über Kindertagesstätten und Kindertagespflege (NKiTaG) als pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten eingesetzt werden.
Was studiere ich, wenn ich Inklusive Heilpädagogik studiere?
Inklusive Heilpädagogik an der Berufsakademie Wilhelmshaven wird verstanden als eine wissenschaftliche fundierte Profession, die orientiert ist an einem kritisch-reflexiven Verständnis von Gesellschaft, Wissenschaft, Erkenntnis und Pädagogik, der es – zunächst ganz allgemein formuliert - um die professionelle Gestaltung von Interaktionsprozessen und Beziehungen, orientiert an den Bedürfnissen, Perspektiven und Willen der Nutzer*innen geht, mit dem Ziel der bedingungslosen Ermöglichung von Selbstbestimmung, Emanzipation, Partizipation (Teilnahme und Teilhabe) sowie Inklusion für alle Menschen. Dies vor dem Hintergrund, dass von sozialer Ausschließung und Benachteiligung regelmäßig Menschen betroffen sind, die als „behindert“ etikettiert werden, grundsätzlich aber alle Menschen aufgrund vermeintlicher körperlicher, geistiger, kultureller, religiöser, sozialer, geschlechtlicher, sexueller u. a. Differenzen von Benachteiligung, Diskriminierung und sozialer Ausschließung betroffen sein können.
Wie lange dauert das Studium an der Berufsakademie Wilhelmshaven?
Das Duale Studium an der Berufsakademie dauert sechs Semester. Studienbeginn ist jeweils im Wintersemester.
Welchen Abschluss kann ich an der Berufsakademie Wilhelmshaven erwerben?
Der Abschluss ist der Bachelor (B. A.) Inklusive Heilpädagogik. Zusätzlich kann die staatliche Anerkennung erworben werden.
Dualität des Bachelor-Studiums
Eine Besonderheit der dualen Bachelor-Ausbildungsgänge an der Berufsakademie Wilhelmshaven liegt im kontinuierlichen und engen Bezug von Wissenschaft, Lehre und Praxis. Auf der Basis wissenschaftlich-theoretischer Ausbildung und in unmittelbarem und kontinuierlichem Zusammenhang zur beruflichen Praxis steht die Ermöglichung bzw. der Erwerb eines fachwissenschaftlichen Selbstverständnisses und handlungsrelevanter Kompetenzen. Dabei stehen wissenschafts- und theoriebasierte Inhalte am Lernort Berufsakademie sowie die am Lernort Praxisbetrieb zu erwerbenden Handlungskompetenzen zueinander in einer sich wechselseitig ergänzenden Verbindung. Zusätzlich erwerben die Studierenden personale und auf die berufliche Tätigkeit abgestimmte analytische, reflexive und sozial-kommunikative Kompetenzen; darüber hinaus auch Handlungskompetenzen, die professionelles und somit kritisch-reflexives und auch politisches Handeln in der sozialarbeiterischen bzw. heilpädagogischen Praxis ermöglichen. Berufsakademie und Praxisbetrieb arbeiten im Kontext der gemeinsamen Ausbildung Studierender im Rahmen der inhaltlich-fachwissenschaftlichen Vorgaben des Curriculums zusammen. Diese Kooperation folgt dem Prinzip der Theorie-Praxis-Vernetzung, das auf einem wissenschafts- und praxisorientierten Verständnis von Lernen (an unterschiedlichen Lernorten) als Teilaspekt eines umfassenden Bildungsprozesses basiert. So bringen die Studierenden im Zuge des kontinuierlichen Theorie-Praxis-Austausches nicht nur wissenschaftlich-theoretische Inhalte aus der Berufsakademie mit in die Praxis, sondern ebenso Überlegungen, Fragen und Erfahrungen aus der Praxis mit zurück in die Lehrveranstaltungen an der Berufsakademie. Dieser Lernprozess ist geprägt von kontinuierlichen Perspektivwechseln und ermöglicht Wissenstransferleistungen, die dazu geeignet sind, das Lernen an beiden Lernorten voranzubringen und darüber hinaus gegenseitige Vorbehalte (Praxis versus Theorie versus Praxis) zu verabschieden.
Ziele des Studiums
Der duale Bachelor-Ausbildungsgang Inklusive Heilpädagogik qualifiziert zu einer reflektierten Gesellschaftskritik, die die Untersuchung gesellschaftlicher Verhältnisse, Prozesse und Entwicklungen sowie die Produktion hegemonialen Wissens, verdinglichender Kategorien und letztlich gesellschaftlicher Ordnung als Bedingungen menschlicher Existenz in ihrer Relevanz für die (inklusive) Heilpädagogik ebenso einschließt, wie den professionellen Anspruch, (sozial)staatliche und (sozial)politische Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten. Orientiert an einem fachwissenschaftlichen Selbstverständnis und subjektorientierten und emanzipatorischen Bildungsverständnis lernen und üben die Studierenden im Lernort Praxisbetrieb berufliches Handeln durch ihre Beteiligung an den jeweiligen Arbeitsabläufen. Sukzessive erschließen sie sich die Arbeitswelt des Praxisbetriebes; dieser unterstützt die Studierenden beim Erwerb von Kenntnissen über heilpädagogische Handlungskonzepte und Grundprinzipien methodischen Handelns im Arbeitsfeld und leitet den Aufbau von Erfahrungen im Umgang mit Nutzer*innen (als Subjekte) und fördert die Reflexion der eigenen Person und der Berufsrolle. Studierende werden somit zunächst zur zielgerichteten Bewältigung praxisbezogener Aufgabenstellungen befähigt, werden mit zunehmender Studiendauer aber sensibilisiert für die Wahrnehmung, Reflexion und Kritik ausschließender, Selbstbestimmung, Inklusion und Partizipation erschwerender oder verwehrender Bedingungen und Begrenzungen institutionalisierter und routinisierter Settings und Institutionen.